Am Marsch der Frauen
Bloggerin: Frau Frogg
Wir drei waren wahrscheinlich im vorderen Drittel des gestrigen Women’s March. Als wir von der Münsterbrücke zurückblickten, sahen wir einen endlosen, rosaroten Zug hinter uns auf dem Limmatquai. Noch die Rudolf-Brun-Brücke, 400 Meter weiter hinten, war voll von pinkfarbenen Mützen und Schirmen. Es war ein überwältigender Anblick. Dabei war nicht einmal klar, wer den Marsch organisiert hatte. Die «SonntagsZeitung» schreibt heute, es seien zwei 18-Jährige Frauen auf Facebook gewesen. Laut «TagesAnzeiger online» war es die internationale Protestbewegung «We can’t keep quiet». Ihr gehören jede Menge linke und Frauenorganisationen an. Und die NZZ online vermeldete, es seien Kantischülerinnen aus Zug gewesen. Einerlei. Laut Medienberichten waren über 10’000 Frauen dabei, es könnten auch 20’000 gewesen sein, jedenfalls eine gewaltige Menschenmenge. Dabei war es gar kein Demo-freundliches Wetter. Es regnete die ganze Zeit.
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Auch wir drei gingen vom Helvetiaplatz bis zum Bürkliplatz mit. Von den Parolen, die die Frauen um uns herum skandierten, verstanden wir zwar nichts, denn wir sind alle drei hörbehindert. Und doch wollten wir unbedingt an diese Demo. Ein Zeichen setzen gegen den Rüpel in Washington. Donald Trumps Politik und sein Umgangston sind eine Gefahr nicht nur für die Frauen, sondern für die Menschheit. «Warum glaubst Du, dass so viele Leute hier sind?» fragte ich die eine Kollegin. Sie sagte: «Ich glaube, die Leute spüren, dass sich etwas verändert hat – etwas ganz Wesentliches. Dass all das bedroht ist, was die Frauen in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. Und vielleicht noch mehr.»
Die Schweizer Mainstream-Medien waren schlecht vorbereitet auf das Ereignis. Weit und breit nur kurze Meldungen und Bilder von rosa Mützen. Niemand fragte, was so viele Frauen dazu bewogen hatte, an der Kundgebung teilzunehmen. Nur die NZZ online lieferte eine Analyse (Link siehe unten). Journalist André Müller fragt auch, ob diese Kundgebung eine nachhaltige Wirkung haben, etwas verändern wird. Das wissen wir drei auch nicht. Die Reden der Politikerinnen schenkten wir uns – wir hätten sowieso nichts verstanden, Gebärdendolmetscher oder sonstige Verständnishilfen gab es keine. Typisch für Hörbehinderte waren wir nach dem Marsch vom Lärm erschöpft und machten uns vom Acker. Aber wir, drei Frauen in den Fünfzigern, werden wie viele andere auch weiter für die Gleichheit der Geschlechter und für Menschenrechte einstehen – dort wo wir stehen und dort, wo wir es können – seit gestern frisch gestärkt von zehntausendfacher Solidarität.
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Bericht Tages-Anzeiger
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Bericht NZZ